Weltnotwerk e.V. Solidaritätsaktion der KAB

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Mit Bildung gegen Ausbeutung

Sechs Mitglieder der KAB München besuchten im August 2023 ihre Partnerorganisation, die CWM Tansania. Unter anderem wurden Gruppen, die sich um die „domestic workers“, den Hausangestellten, kümmern, besucht. Wir stellen Auszüge aus dem Reisebericht vor:

 

Bereits im Alter von 13 Jahren werden Mädchen zu Hausangestellten. Ein Motiv dafür ist, dass die Eltern oft das Schulgeld nicht mehr bezahlen können. So geraten junge Mädchen unversehens in prekären Arbeitsverhältnissen. Sie erleben dann oft, dass sie Tag und Nacht verfügbar seien sollen, problematische Unterbringung und Versorgung in den Räumen der Familien, körperliche und psychische Gewaltanwendung bis hin zur sexuellen Ausbeutung.

 

Die Mädchen erhalten für ihre Arbeit oft nur 12-16 € im Monat, während der gesetzliche Mindestlohn in Tansania 50,-€ beträgt. Rechte wie Urlaub oder Babyurlaub werden praktisch nicht gewährt.  

 

Bei den meisten Gewerkschaften, die auch die Hausangestellten vertreten, ist der Organisationsgrad gering und damit ihre Durchsetzungskraft sehr beschränkt. Ein Sekretär erzählte uns, dass es für ihn ein großes Problem darstellt, überhaupt Hausangestellte zu finden, da viele Familien den Zugang und das Gespräch mit den Hausangestellten verweigern.

 

Bei ihrem Besuch im Labour Office in Morogoro, der mit über 3 Millionen Einwohnern zweitgrößten Region westlich von der Hauptstadt Daressalam, erfuhr die KAB-Gruppe, dass diese um eine Zertifizierung der entsprechenden ILO-Konventionen kämpfen. Das ist wichtig für Gespräche mit Politikern, da im Parlament oft der Wille fehlt, geltendes Recht umzusetzen. Das Labour Office betonte auch, dass die Zusammenarbeit mit der CWM Tansania sehr wichtig ist, um überhaupt den Zugang zu den Hausangestellten zu bekommen.

 

Wir trafen uns dann mit der sehr engagierten jungen Frau Beatrice Johnson, die 2021 die Selbsthilfegruppe „the Light of domestic workers“ mit ihren nunmehr 50 Mitgliedern gegründet hatte. Mittlerweile kann sich die als NGO registrierte Gruppe sogar nahezu selbst finanzieren bzw. wird von der Frauenorganisation TGNP Tansania unterstützt.

Ihr Ziel ist es, jedem „domestic worker“ einen Arbeitsvertrag zu verschaffen. Diese werden nur selten angeboten und auch an der Durchsetzung ihrer Rechte fehlt es zumeist.

 

Es geht um Aufklärung und Bildung. Dazu treffen sich die Hausangestellten regelmäßig in einem kleinen Büro mit überdachtem Vorplatz. Diese Treffen sind oft der einzige Ort, an dem sich die Mädchen austauschen, soziale Kontakte außerhalb ihrer Familie haben und sich gegenseitig bei Problemen helfen können. Viele von ihnen berichteten, dass sie von der Gründerin, die selbst einmal eine Hausangestellte war, angesprochen und motiviert wurden, in die Gruppe zu kommen. Für die Leiterin der Selbsthilfegruppe ist es allerdings schwierig die Hausangestellten anzusprechen, da viele Arbeitgeber nicht bereit sind, sie mit den Dienstboten sprechen zu lassen.

 

Die Ziele der jungen Mädchen sind alle ähnlich. Sie würden gerne eine Ausbildung machen und einen höherwertigeren Beruf ausüben.

 

Die Zusammenarbeit mit der CWM wird vor allem von Angela Shirima koordiniert, während Beatrice Johnson mit Unnachgiebigkeit dafür sorgte, dass die Rechte der „domestic workers“ schriftlich auf einem Briefbogen des Ministeriums festgehalten werden. Damit ging sie dann zu den Stadtteilbürgermeistern, die sich durch den offiziellen Charakter des Briefes vom Ministerium genötigt sahen, diesen an die sogenannten „Street Officer“ zu verteilen, die wiederum alle Familien mit Hausangestellten aufforderten, einen Arbeitsvertrag zu erstellen.

Karl Busl, einer der Teilnehmer des Partnerbesuches sieht in der Bildungsarbeit der Hausangestellten ein wichtiges Instrument. Es ist jedoch ein mühsamer und länger andauernden Prozess, bei dem die CWM Tansania einen wichtigen Auftrag für eine faire und gerechte Arbeitswelt für die Zukunft der Menschen hat.  Insbesondere gilt dies für die Frauen, die in den praktisch ungeschützten Arbeitsbereichen kaum Hilfe von außen zu erwarten haben. Es ist wichtig, so Karl Busl, das Thema der prekären Arbeit öffentlich zu machen.  Er wünscht sich dadurch eine breite Unterstützung für die Arbeit der KAB in der Partnerarbeit.

 

 

 

 

Foto: KAB München in der Mitte Angela Shirima, CWM Tansania daneben domestic workers

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