Weltnotwerk e.V. Solidaritätsaktion der KAB

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Unterstützung von weiblichen Hausangestellten

Situation in Tansania

Nach Schätzungen der ILO (International Labour Organisation) zufolge sind ca. fünf Prozent der Bevölkerung von Tansania als Hausangestellte beschäftigt. Ein Großteil davon sind junge, unverheiratete Frauen und Mädchen im Alter von 15 bis 24 Jahren.  Sie sind gezwungen früh ihre Familien zu verlassen und selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Eine solide Ausbildung können sie sich nicht leisten. Wenn sie einen Job finden, werden sie oft wie Sklaven behandelt.

Die Beschäftigung von jungen Frauen in städtischen Haushalten hat in Tansania Tradition und ist eine Reaktion auf die Armut in den ländlichen Regionen. Junge Frauen mit geringer Ausbildung haben kaum eine andere Möglichkeit Geld zu verdienen. Es ist daher für Arbeitgeber sehr einfach und gesellschaftlich toleriert ihnen ihre Rechte zu verweigern, sie zu schikanieren oder zu misshandeln.
 

Für Hausangestellte ist es sehr schwierig ihre Rechte einzufordern oder ihre Arbeitgeber im Fall von körperlicher Gewalt vor Gericht zu bringen. Verwandtschaftliche Bindungen (undugu) verhindern oft zusätzlich, dass Missbrauch ans Licht kommt.

Hausangestellte haben in Tansania sehr wohl Rechte, die sie allerdings meist nicht kennen. So ist z.B. für jedes Arbeitsverhältnis ein schriftlicher Arbeitsvertrag gesetzlich vorgeschrieben. Für Hausangestellte gelten außerdem Mindestlöhne und Urlaubsregelungen.

Die Politik in Tansania versucht durch diverse Maßnahmen die Situation von Hausangestellten zu verbessern.

 

Aktivitäten zur Unterstützung von Hausangestellten

In der Gesellschaft Tansanias wird die Situation, in der sich viele Hausangestellte befinden, nicht wahrgenommen bzw. ignoriert. Hausangestellte sind in der Öffentlichkeit schlichtweg nicht sichtbar. Sie können nur sehr schwer auf ihre Probleme aufmerksam machen.

Die CWM ist daher auf lokaler Ebene politisch aktiv und unterstützt Hausangestellte direkt.

Politische Aktivitäten 
Die CWM informiert und baut durch Veranstaltungen auf lokaler Ebene sozialen Druck auf. Die lokalen Behörden und Politikern sind verpflichtet die nationalen Gesetze durchzusetzen. Allerdings fehlen meist die notwendigen Mittel und das notwendige Personal. Aktuell werden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Prävention durch gezielte Aufklärung besonders gefährdeter Familien

  • Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit

  • Aufklärung und Weiterbildung für lokale Beamte und Politiker und für Führungskräfte der Kirchen

  • Vernetzung mit Gewerkschaften und weiteren Akteuren

 

Direkte Unterstützung der Hausangestellten

  • Rechtliche Beratung und Unterstützung
     (z.B. um einen Arbeitsvertrag zu erhalten oder Anzeige bei Misshandlung zu erstatten)

  • Selbsthilfegruppen, in denen sich Hausangestellte austauschen können, um Vertrauen aufzubauen

  • Berufliche Weiterbildung (vocational trainings)

  • Mitgliedschaft in einer Spargruppe der CWM, um die Möglichkeit zu bekommen sich selbst eine Lebensgrundlage aufzubauen

Rita berichtet über das Leben als Hausangestellte

Rita* aus Bagamoyo

Rita ist ein junges Mädchen, das im Bezirk Bagamoyo in der Küstenregion geboren ist. Sie begann bereits im Alter von 16 Jahren als Hausangestellte zu arbeiten. Nach dem Tod ihres Vaters war sie als Erstgeborene gezwungen Arbeit zu finden, um ihre Mutter und ihre vier Geschwister zu unterstützen. Teresa bekam ihren ersten Job in der Stadt Morogoro. Sie begann als Hilfskraft bei einem Lebensmittelhändler zu arbeiten. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, Geschirr zu spülen, Kunden zu bedienen, den Speisesaal zu reinigen, das gesamte Arbeitsumfeld zu fegen und Nahrungsmittel auf dem Markt zu kaufen. Ihre Arbeitstage waren lang. Um ihre Aufgaben zu erfüllen musste sie früh am Morgen aufstehen und konnte erst sehr spät schlafen gehen.

Sie erhielt einen geringen Lohn, von dem manchmal auch noch Geld abgezogen wurde, wenn etwas zu Bruch ging. Manchmal wurde sie gar nicht bezahlt. Sie wurde ständig schikaniert; von ihrem Chef vor den Kunden geschlagen, angeschrien und beschimpft. Sie war geduldig genug, um ihre Familie in dieser harten Zeit zu unterstützen, aber nach zwei Jahren Arbeit beschloss sie ihren Job zu kündigen und sich nach anderen Stellen umzusehen. Sie nahm fünf Stellen in verschiedenen Haushalten an.

Rita erklärt: "Die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die ich bei meiner Arbeit als Hausangestellte an verschiedenen Orten erlebt habe, sind fast immer dieselben. Ich wurde geschlagen, wenn etwas kaputt ging oder ich zu spät zum Kochen oder Putzen kam. Mein geringes Gehalt wurde zudem noch mit Sachleistungen wie Kleidung und Schuhen verrechnet. Ich hatte keinen freien Tag und keine medizinische Versorgung. Wenn ich krank war, musste ich trotzdem arbeiten. Von den Haushaltsmitgliedern wurde ich ständig respektlos behandelt. 

Der ältere Sohn ihres Chefs zwang sie mehrmals zum Geschlechtsverkehr und drohte damit, dass sie entlassen würde, wenn sie etwas sagt. Nach einigen Monaten wurde Rita schwanger. Der Junge leugnete der Vater zu sein, die Familie akzeptierte sie daraufhin nicht mehr und warf sie wie einen Hund raus. ohne Bezahlung, ohne Unterstützung. Teresa ging zurück ins Dorf, aber das Leben dort war nach wie vor schwierig für sie und ihre gesamte Familie. Zwei Jahre nach der Geburt ihres Kindes musste Rita sich erneut einen Job suchen, um ihre Familie und ihren Sohn zu unterstützen. Sie ging nach Dar es Salaam, fand aber leider keine Anstellung. Es gelang ihr, in der Stadt Morogoro bei einer alten Witwe, die allein lebt, wieder einen Job zu finden.

Rita bittet um Hilfe für die Rechte ihres Sohnes und um Hilfe für ihre Familie und andere Hausangestellte.

Rita ist Mitglied in einer CWM-Gruppe in Morogoro. Die CWM unterstützt Hausangestellte (domestic worker) durch berufliche Weiterbildung, Rechtsberatung und mit Selbsthilfe-gruppen.

 

*Namen geändert

Inter(+)aktiv

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